Liebe Frau Köhn-Ladenburger, wir möchten gerne über die Planung Ihrer Marketing-Aktivitäten sprechen. Was sollten wir generell über Ihre Buchhandlung wissen?
Die „Kleine Schusterwerkstatt“ liegt in Bopfingen. Das ist eine Kleinstadt mit 8000 Einwohner und einem ländlichem Umfeld. Unsere Ladenfläche hat ca. 130 qm und als Ausrichtung: Buch, Genuss, Kultur. Dabei liegt unser Augenmerk auf hochwertigen Büchern. Mehr Hardcover als Taschenbuch. Wir haben so gut wie keine Laufkundschaft, sondern hauptsächlich Stammkunden.
Welche wiederkehrenden Aktionen und Aktivitäten planen Sie?
Wir haben einen Jahresplan von April bis März. Dann ist in der Weihnachtszeit der Kopf frei und Veranstaltungen für das neue Jahr werden gleich mitbeworben. Das Gerüst bilden unsere Events: Literatursalon, Literaturfrühstück, Poesie & Wein, die LiteraTour für Schulen und Kindergärten.
Können Sie auf die genannten Veranstaltung noch einmal genauer eingehen? Wie sind sie konzipiert? Wer sind die Zielgruppen?
Hinter dem Literatursalon stecken themenbezogene Buchvorstellungen. Er findet sechs bis acht Mal pro Jahr immer montags statt. Der Erotische Literatursalon ist nur für Frauen. Alle andere Veranstaltungen sind für gemischtes Publikum, da kommen dann ca. drei Männer auf 30-35 Frauen. Bei dem Literaturfrühstück geht es um Genre- oder Länderbezogene Buchvorstellungen. Das Frühstück wird individuell bestellt. Es findet circa acht Mal pro Jahr statt. Zu Poesie & Wein kommen ca. 50 % Männer, da gibt es Weinvorstellungen und Poesie passend zum Wein. LiteraTour heißt: Besuche bei Kindergärten und Schulen. Elternabende und Schulen besuchen auch uns und wir bieten auch einen Lesespaziergang mit Kindern in den Sommerferien an.
Hier noch einmal nachgehakt – lohnen sich Ihre Veranstaltungen auch finanziell oder zahlen diese letztlich eher langfristig auf den Erfolg der Buchhandlung ein?
Ja, obwohl es immer ohne Eintritt ist, haben wir in der Woche der Veranstaltung einen viel höheren Umsatz und auch einen höheren Gewinn. Es wird auch bei den Veranstaltungen sehr viel eingekauft und vorbestellt. Die Abende zu Poesie & Wein, da verlangen wir Eintritt wegen der Weine, die tragen sich gerade so selbst. Aber dadurch bekommen wir die männliche Kundschaft, die wir vorher gar nicht mehr hatten. LiteraTour ist reines Engagement zur Leseförderung. Da haben wir nur Kosten, aber das liegt uns sehr am Herzen. Dafür bekommen wir das Schulbuchgeschäft.
Welche Kommunikationskanäle setzen Sie ein?
Alle: Gedruckte Eventübersicht, Plakate, Flyer, Anzeigen im Stadtanzeiger oder Beileger. PR – in Form von Vorbericht und Nachbericht bei Vernissagen, Lesungen, dem Literatursalon. Dazu Newsletter, Internet bei Neuigkeiten und bei Events auch Nachberichte, Social Media, Status WhatsApp. Wir hatten sogar schon Großflächen-Werbung, einen Messestand auf einer Regional-Messe, Radiowerbung bzw. Radio- und Fernsehinterviews.
Wie planen Sie? Alleine, im Team?
Erst gibt es eine große Besprechung mit allen, dann werden Verantwortlichkeiten verteilt.
Welche „Werkzeuge“ finden Sie für die Planung sinnvoll?
Erst die Besprechung mit Kreativboard und Übersichtskalender – haptisch und vor Ort. Dann gibt es Exel-Tabellen für die Feinplanung. Für einzelne Absprachen und Aktuelles arbeiten wir mit Microsoft Teams.
Hand auf das Herz – welcher Planungstyp sind Sie? Wie viel Struktur, wie viel Flexibilität wünschen Sie sich und wie beeinflusst das die Art und Weise, wie Sie planen?
Ich bin eher der Typ Kreativer Chaot. Deshalb ist es ja nötig, dass wir für das Team gemeinsam alles planen. Zwischendurch habe ich dann immer wieder eine spontane Idee. Das sind dann unsere Testballons, die eventuell für das neue Jahr in die Planung mit aufgenommen werden oder eben wieder verworfen werden.
Haben Sie noch abschließend einen Tipp für Kolleg*innen, die sich mit einer längerfristigen Planung schwertun oder diese immer ein wenig vor sich herschieben? Vielleicht haben Sie ja auch einen Lektüre-Tipp?
Man hat anschließend den Kopf frei und mit etwas Planung in Vorfeld läuft das Marketing ohne großen Aufwand. Na ja, ich habe dazu sogar ein Buch geschrieben. Es nennt sich „Marketing für LOHAS“ – es geht also um unsere Zielgruppe als Buchhändler*innen. Es ist bei Springer Gabler als Fachbuch erschienen. Das Buch habe ich vor der Ladeneröffnung geschrieben und es dann selbst umgesetzt. Bei mir hat es funktioniert.
Christiane Köhn-Ladenburger
Inhaberin Buchhandlung „Kleine Schusterwerkstatt“