Hallo Calina, hallo Per – ihr werdet den oder die Gewinner*in unseres Libri.Campus-Preises bei einer innenarchitektonischen Herausforderung unterstützen. Natürlich geht es bei der Räumlichkeit um eine Buchhandlung und natürlich sind es Buchhändler*innen, die sich für den Preis bewerben können. Was reizt euch an dem Projekt? Warum macht ihr dabei mit?
Wenn man es mal etwas freier betrachtet, dann sind Buchhandlungen sehr lebendige Räume für individuelle Vorstellungskraft und Fantasie, für Bildung und die verschiedensten Interessensgebiete, für Nerds und Neugierige, für jedes Alter: durch das Lesen entstehen in den Köpfen der Menschen eigene Welten und Interpretationen – dieser Tätigkeit einen Raum zu geben, finden wir faszinierend.
Die Buchhändler*innen, denen wir bis jetzt begegnet sind, sind zudem lesebegeisterte Enthusiasten und die Mischung aus beidem ist für uns sehr reizvoll. Dabei ist zu betonen, dass keine Buchhandlung wie die andere ist und jede ihren ganz eigenen Charakter hat – wenn auch manchmal noch im Verborgenen. Außerdem sind wir natürlich gespannt auf die Einsendungen und die Überraschung, welche Buchhandlung es letztlich wird.
Das sind wir auch! Was gibt es für generelle buchhandlungsspezifische Besonderheiten in der Innenarchitektur, die es zu beachten gilt – die vielleicht wirklich einzigartig sind und Buchhandlungen von anderen Ladengeschäften unterscheiden?
Wenn man Buchhandlungen mit anderen Geschäften vergleicht, ist aus unserer Sicht die notwendige Einheitlichkeit der Warenpräsentation eine Besonderheit: Das Bücherregal, und davon meistens möglichst viele, ist der wichtigste Warenträger und wenn es nicht gerade Non-Book- Artikel sind, ist das Format des Buches und dessen Präsentation in der Regel sehr ähnlich. Was für uns den Reiz ausmacht, ist die abwechslungsreiche und auf die jeweilige Buchhandlung zugeschnittene Inszenierung dieser Bücherwelt aber auch das Schaffen der dazugehörigen Erlebnisse: Aufenthaltsqualität, Lesen, Spielen, Event. Aber auch das Optimieren von Abläufen, Orientierung und Wegen gehört zur Gestaltung. Die Frage ist immer: Was kann über das Regal hinaus passieren?
Nun soll im Rahmen unseres Libri.Campus-Preises nicht die komplette Buchhandlung umgestaltet werden, sondern ein vorher definierter Bereich – eine Ecke, die vielleicht schon länger ein wenig brachliegt, die von Kund*innen nicht richtig angenommen wird. Wenn sich nun jemand nicht sicher ist, ob er oder sie das passende Projekt hat, um sich für den Preis zu bewerben, was könnt ihr demjenigen oder derjenigen sagen?
Wir empfehlen bei solchen Fällen unseren Kund*innen immer – egal ob Buchhandlung, Büro oder Privathaus – das jeweilige Projekt und die dazugehörigen Räume zunächst im Ganzen zu denken, EIN Konzept zu entwickeln und dieses dann aber, wenn es nicht anders möglich ist, gerne auch in mehreren Schritten umzusetzen.
Und angenommen, ich habe einfach das Gefühl, ich möchte ein paar Dinge in meiner Buchhandlung ändern, weiß aber eigentlich gar nicht so richtig, was mich konkret alles so stört und damit auch nicht, was ich jetzt als erstes in Angriff nehmen möchte. Wie bekomme ich das für mich sortiert? Wie übersetze ich das vielleicht eher diffuse Gefühl, dass da irgendwas nicht ganz stimmig ist, in ein konkretes Projekt, um mich zum Beispiel für den Libri.Campus-Preis zu bewerben?
Als erstes muss man einmal alles aufnehmen, die Lage checken und den aktuellen Stand der Dinge. Fotos machen, gerne unsere Checkliste als Tool nutzen und durchgehen und sich bewusst machen, wo man gerade steht. Wie ist die Identität der Buchhandlung, kennt man seine Kund*innen und deren Bedürfnisse, wie sind die Sortimente verteilt usw. Dann sollte man das Ganze mit Abstand betrachten: also zum Beispiel von einem anderen Ort aus über die eigene Buchhandlung nachdenken – vielleicht mal aus Sicht eines Kunden, einer Kundin, der oder die zum ersten Mal in der Stadt ist oder aus dem Café auf der Straße gegenüber auf den eigenen Laden blicken.
Auch hilfreich kann der Austausch mit Fachfremden oder unbeteiligten Sparring Partnern sein, denn das hilft ungemein, die eigene Situation besser einzuschätzen. Auch eine Kundenbefragung kann helfen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Nach dieser Bestandsaufnahme, geht es darum, sich über Ziele und Wünsche Gedanken zu machen. Was ist gut und kann bleiben, was läuft nicht und sollte verbessert werden und was kann ganz neu gedacht werden. All das bildet eine gute Grundlage, um sich einem konkreten Projekt anzunähern – oder um sich für den Libri.Campus-Preis zu bewerben.
Als letzte Frage – und diese ist ein wenig losgelöst von unserem Preis: Was könnt ihr Menschen ganz generell raten, die so einen Bereich in ihrer Buchhandlung haben, mit dem sie schon länger unglücklich sind, aber keinen Ansatz für eine Umgestaltung finden. Wie gehe ich so ein Projekt grundsätzlich am besten an?
Wir denken, wenn man die vorher genannten Ratschläge beherzt, ist man da schon ein gutes Stück weiter. Ein Tipp, um hier vom passiven Modus in einen aktiven Macher-Modus zu kommen: den Problembereich einfach mal leer räumen, Platz machen und auf das Wesentliche konzentrieren.
Calina und Per Hohberg
Innenarchitekten-Duo zweiheit